Welchen Wert hat die Bürgerbeteiligung?

Neubau um jeden Preis am Schleswiger Hagen

 

Was ist die Zusage der Kommunalpolitik gegenüber ihren Norderstedtern Bürgern noch wert? Genau diese Frage stellte sich der FDP Politiker Christian Görtz am vergangenen Donnerstag, den 20.06. im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr (StuV) bei der Entscheidung über das Bebauungskonzept Schleswiger Hagen in Friedrichsgabe.

 

Südlich Schleswiger Hagen in Richtung Umspannwerk soll ein neues Wohngebiet erstehen. Die öffentliche Beteiligung zu diesem Projekt fand bereits im Oktober letzten Jahres statt. Hierbei sprachen sich die betroffenen Anwohner für eine Variante bestehend aus Einfamilienhäusern aus. Die Verwaltung schlägt nun aufgrund der guten Verkehrsanbindung (AKN) und aufgrund der Wohnbedarfe eine höhere Verdichtung vor.

Dabei sollen unter Berücksichtigung der vorhandenen Wohnstruktur Einfamilienhäuser zur östlichen Grenze und zweigeschossige Mehrfamilienhäuser mit Staffelgeschoss in westlicher Richtung entstehen. Dies soll eine harmonische Einbindung sicherstellen und wurde den Anwohnern vor allem auch so zugesagt.

 

 

Die Grünen störten sich an der favorisierten Variante 1 (siehe Bild) zum einen an den Stellflächen für PKW und zum anderen daran, dass aus ihrer Sicht noch mehr Wohneinheiten aus dieser Variante entstehen müssen. Sie forderten drei Geschosse plus Staffelgeschoss in westlicher Richtung in Form von Mehrfamilienhäusern mit möglicher Tiefgarage. Wobei bei aktuellem Stand die Machbarkeit zum Bau einer Tiefgarage auf diesem Gelände noch nicht geklärt ist.

 

Nach einer Sitzungsunterbrechung kam es erstaunlicherweise zum Beschluss über eine Variante mit drei Geschossen und einem als Satteldach ausgeführten Staffelgeschoß. „Dieses mag zwar schön klingen“, so Görtz, „bedeute aber weitere Bauhöhe und widerspricht deutlich den Wünschen der Anwohner!“ Obwohl Görtz massiv argumentierte und auf die bestehenden Zusagen hinwies, wurde dieser Vorschlag dann mehrheitlich von Bündnis 90/Die Grünen, CDU, SPD, und Die Linke durchgewunken.

 

 

„Wir sind entsetzt, mit welcher Verbissenheit die Grünen um jeden Preis für kaum mehr Wohnraum (8-10. Whg.) die Sorgen, Ängste und Bedürfnisse der Anwohner Außerachtlassen! Worauf sollen sich die Norderstedter Bürger in Zukunft verlassen? Ist das der neue Umgang, den sie von der Politik zu erwarten haben? Eine getroffene Zusage an die Anwohner durch ein paar mehr Wohnungen aufs Spiel zu setzen und damit noch mehr Politikverdruss zu verursachen?“, pflichtet ihm der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP, Sven Wojtkowiak, bei.

 

„Mit radikalen, lokalen Maßnahmen wollen die Grünen ihre Klimapolitik durchsetzen. Ich erinnere an den Antrag der Grünen, private, ordnungsgemäß gemeldete Osterfeuer in Norderstedt zu verbieten. Ist das jetzt auch ihr radikales Verständnis für die Wohnungsbaupolitik in Norderstedt?“, so Görtz weiter.

 

 

Noch abstruser wird es, wenn man Aussagen Glauben schenken darf, nach denen Baudezernent Thomas Bosse aus Sicht der städtebaulichen Entwicklung hier gar nicht gebaut hätte.

 

Tatsächlich empfiehlt der Betreiber des nahegelegenen Umspannwerkes, die Firma 50Hertz, aufgrund der Lärmemission durch den Leitungsbetrieb einen Abstand von mindestens 160m einzuhalten. Dieses bedeutet, laut der Verwaltung, das die gesamte südliche Hälfte betroffen sei. Also fast das halbe Gebiet, welches, würde man der Empfehlung folgen, nicht bebaut werden sollte.

 

„Also, neuer Wohnraum um jeden Preis, und das über den Menschen und ihrer Lebensumgebung, in der sie sich wohlfühlen, hinweg? Selbst Gesundheitsaspekte werden hier bedenkenlos über Bord geworfen? Ich mache mir Sorgen, das weitere radikale Beschlüsse zu Gunsten jeder Wohneinheit und zum Nachteil der Bürger in Norderstedt von den Grünen gefordert werden. Was für mich persönlich das Schlimmste ist, ist die Tatsache, dass diese von den anderen Fraktionen vorbehaltlos mitgetragen werden.“, sagte Görtz abschließend.